Ein Beschluss des 31. Bundeskongresses der NaturFreunde Deutschlands
Der Bundeskongress bekräftigt seine Haltung, dass die Atomenergie ein grundsätzlicher Irrweg ist. Nicht nur wegen der mit der Atomkraft verbundenen Gefahren, die schon zweimal zu einem Super-GAU mit katastrophalen Folgen geführt haben, unter dem die betroffenen Menschen noch viele Jahrzehnte leiden werden. Auch systembedingt ist die Atomenergie nicht in der Lage, einen Beitrag für eine klimagerechte Welt zu leisten. Im Gegenteil: Sie schreibt die irrwitzige Wachstumsideologie fest, die in die Krise geführt hat und vergrößert Gefahren, die nicht zu verantworten sind.
Wir warnen vor Menschen, die falsche Versprechungen machen und hinter sorgenvollen Befürchtungen über die Klimagefahren als Ausweg auch für die Atomenergie plädieren. Sie sind fragwürdige Interessenvertreter*innen. Dazu gehört auch Bill Gates in seinem Buch „Wie wir die Klimakatastrophe verhindern“, das er mit einem großen Aufwand verbreitet. Aber auch in Deutschland gibt es diese Verführer*innen. Sie haben die Zusammenhänge nicht verstanden oder wollen das auch nicht.
Wir stellen fest:
- Es ist falsch, die Pest mit der Cholera zu bekämpfen, nichts anderes wäre eine Neubelebung der Atomkraft, um zu Klimaschutz zu kommen.
- Die Nutzung der Atomkraft erhöht auch die Gefahren eines militärischen Missbrauchs.
- Die Atomenergie kann das Problem nicht lösen. Nicht von ungefähr hat die Klima-Enquete des Deutschen Bundestages nach einer intensiven Beratung einstimmig festgestellt, dass nur der Umbau in Richtung Solarenergie und Energiedienstleistungen die Klimagefahren abwenden kann.
- Entscheidend ist vor allem, unter welchen Bedingungen die Treibhausgasemissionen verringert werden können. Systembedingt ist die Atomenergie auf Zuwachs und eine geringe Effizienz ausgerichtet.
- Atomenergie ist auch nicht in der Lage, zum Klimaschutz beizutragen, denn – wenn überhaupt – kann sie nur einen Beitrag im Strombereich liefern.
- Klimaschutz braucht den Umbau und eine Strategie der Vermeidung hoher Energieverbräuche in allen drei Sektoren Kraft, Wärme und Mobilität. Sie müssen in einem Zusammenhang gesehen werden.
- Auch Atomstrom ist nicht CO2-frei, wenn die gesamte Kette der Energieerzeugung einschließlich Rohstoffabbau, Bauwerk, Betrieb und (ungelöste) Entsorgung einbezogen werden.
- Atomenergie ist teuer und würde schon dadurch die Welt weiter spalten, zumal die Uranvorräte begrenzt sind und zu Verteilungskämpfen führen können.
Die NaturFreunde fordern den Umbau in eine sozial- und naturverträgliche Zukunft. Die Energiewende erfordert Suffizienz, Effizienzrevolution und erneuerbare Energien. Das ist nur in einer Welt möglich, die weder Mangel noch Überfluss kennt.
Die Probleme unserer Welt und die Herausforderungen der Zukunft können nicht mit den alten Konzepten bewältigt werden, die uns in die Krise der Menschheit geführt haben. Sie brauchen eine sozial-ökologische Gestaltung der Transformation.
Verabschiedet vom 31. Bundeskongress der NaturFreunde Deutschlands, der vom 8.–10. Oktober 2021 in Falkensee bei Berlin tagte.