Altes Wissen neu entdeckt: die Franck‘sche Mischkultur-Methode
Frau Bross-Burkhardt, Sie haben das Buch „Gesunder Garten durch Mischkultur“ neu aufgelegt. Die Autorin gilt als Bio-Pionierin. Warum?
Brunhilde Bross-Burkhardt: Gertrud Franck begann in den 1940er-Jahre mit Mischkulturversuchen. Sie musste einen großen Gutshaushalt mit mehr als 20 Personen versorgen. Dabei ging sie wie eine Wissenschaftlerin vor, besorgte sich Fachbücher, lud Experten ein, entwickelte ihr eigenes System. In den 50er- und 60er-Jahren veröffentlichte sie ihre Erfahrungen in Zeitschriften. Daraus wurde 1980 das Buch.
Die Erkenntnisse sind wissenschaftlich?
Ihre Mischkulturmethode fand Eingang in Lehrpläne von landwirtschaftlichen Fachschulen. Mich packte sie als junge Landwirtschaftsstudentin 1976.
Mein Großvater pflanzte Studentenblumen zwischen Tomaten, um Schädlinge zu vertreiben. Ist das schon Mischkultur?
Das ist ein Anfang. Generell ist ein Zusammenpflanzen von Nutz- und Zierpflanzen immer gut. Zu Tomaten passt Petersilie oder Sellerie, weil diese eine gewisse Abwehrwirkung gegen die gefürchtete Kraut- und Braunfäule haben. Die Mischkultur setzt auf die phytoprotektive Wirkung einer Pflanze auf andere. Bekannt ist das Paar Möhren/Zwiebeln, bei dem Ausscheidungen der einen Gemüseart der anderen die Möhrenfliege beziehungsweise die Zwiebelfliege vom Leib halten kann. Solche Wechselbeziehungen zwischen Kulturpflanzen werden in der Mischkultur ausgenutzt.
In deutschen Gärten werden jährlich 5.000 Tonnen Pestizide eingesetzt. Die Mischkultur kommt ohne Gift aus. Wie funktioniert das?
Es ist nicht nur das gezielte Nebeneinander und Nacheinander von Gemüsekulturen. Wichtiger ist die Bodenpflege, das Schaffen eines fruchtbaren, gut zu bearbeitenden Bodens durch Gründüngung, Mulchen und Flächenkompostierung. Franck setzte zusätzlich auf Kräuter. Das Würzkraut Dill beispielsweise säte sie in die Möhren- und Gurkenreihen, wohl wissend um die Lockwirkung der Blüten auf Schwebfliegen, die Blattläuse vertilgen. Und sie nutzte Kräutertees als Pflanzenpflegemittel. Düngende Jauchen aus Brennnesseln und Comfrey gehörten mit dazu.
Eignet sich Mischkultur auch für den Schrebergarten?
Franck machte ihre Versuche auf einem großem Gartengelände. Ihre Methode der Reihenmischkultur ohne Zwischenwege lässt sich aber auch auf kleineren Gartenflächen umsetzen, gerade auch in Schrebergärten, wo auf einer möglichst großen Teilfläche Gemüse angebaut werden soll.
Was muss ich beachten, wenn ich meinen Garten auf Mischkultur umstellen möchte?
Bevor man loslegt, sollte man sich einen Plan machen, am besten maßstabsgetreu auf kariertem Papier, und die Gemüsereihen nach Gemüseart einzeichnen. Nach diesem Plan rücken die Gemüsereihen von Jahr zu Jahr weiter. So ist die nötige Fruchtfolge eingehalten. Weite Reihenabstände sind wichtig: mindestens 40 Zentimeter von Gemüse zu Gemüse, besser 50 Zentimeter. Zwischen den Reihen wird Spinat gepflanzt, der nicht zum Essen bestimmt ist, sondern als Gründüngung: Noch bevor er schießt, wird der Spinat abgehackt und bleibt dann als Mulchdecke liegen – das Markenzeichen der Franck‘schen Mischkulturmethode.
Interview: Marion Andert