Barfuß oder in Socken hüpfen die Besucher über den weichen Mattenboden, an den Seiten klettern Kinder und Erwachsene die Wände hoch und krallen sich dabei an den bunten Halterungen fest. Hier, auf dem Dachboden des Naturfreundehauses in Bielefeld-Heepen (D 3), hat die Ortsgruppe Bielefeld am letzten Juniwochenende ihre neue Boulderhalle eröffnet.
Konzentriert gehen die Kletterer vor; die Farben der Halterungen markieren unterschiedlich schwierige Routen. Wer seine nicht schafft, fällt weich. Auch das macht Spaß. Hunderte Besucher bewundern dieses neue Sportangebot in Bielefeld, das stilvoll im alten Bauernhaus untergebracht ist.
1.000 Klettergriffe bilden 70 unterschiedliche Routen in der neuen Boulderhalle, die von den insgesamt 450.000 Euro Sanierungskosten etwa 50.000 Euro verschlungen hat. Rund 10.000 Stunden ehrenamtliche Hilfe wurden geleistet – noch nicht eingerechnet der Zeitaufwand einer älteren NaturFreundin, die 1.500 Liter Kaffee und 120 Kuchen zubereitete, um die Handwerker „bei Laune“ zu halten. 900 Quadratmeter Holzplatten wurden eingebaut, 18.000 Löcher gebohrt und 13.000 Einschlagmuttern mit 26.000 Schrauben verschraubt. Die neue Boulderhalle bietet hervorragende Schulungsmöglichkeiten und ist auch für inklusive Kletterkurse sehr gut geeignet.
Frauke Erfkamp
Zwei Jahre hat die Renovierung und Neugestaltung des mehr als 200 Jahre alten Gehöfts gedauert. Bisher nutzte die Ortsgruppe, die nebenan im Haupthaus seit 1970 ihren Stammsitz hat, den Bau vor allem als Lager für Kajaks und Kanus. Nun vereint er Büro und Treffpunkt für die Naturfreundejugend, Boulderhalle und Bootslager in einem.
„Wir haben 450.000 Euro in die Renovierung des Gebäudes investiert“, berichtet Gerd Weichynik, Vorsitzender der NaturFreunde Bielefeld. Die Summe wurde durch sehr viel Eigenleistungen niedrig gehalten. Die Ortsgruppe hat 650 Mitglieder, Tendenz steigend. Davon haben viele ehrenamtlich mitgeholfen bei diesem großen Projekt, das gemeinsam mit der Naturfreundejugend Teutoburger Wald umgesetzt wurde. Auch ungewöhnliche Ideen wurden realisiert. So sind die Waschbecken in den Toiletten aus einem Stein des Hofes geschlagen und dann geschliffen worden. Weil Gerd Weichynik beruflich Architekt ist, hat er den Umbau zudem fachlich begleitet. Dabei wurden vor allem natürliche und wertige Materialien verwendet wie zum Beispiel Eichendielen für die Böden oder Lehmputz für die Wände. Dort, wo es sinnvoll erschien, nutzten die Bielefelder NaturFreunde modernste Technik und Methodik. In den Wirtschafts- und Sozialräumen ist der Boden aus Beton, glatt geschliffen, gestrichen und hat eine Fußbodenheizung. Neu eingebaut ist zudem eine Sauna, die der Ortsgruppe geschenkt und dann aufpoliert wurde.
Bei der Finanzierung mitgeholfen hat die NRW-Stiftung. Sie gab 220.000 Euro als Förderung dazu. Für das Geld wurde unter anderem ein Treppenlift für Rollstuhlfahrer eingebaut. So können auch Körperbehinderte das neue Angebot der NaturFreunde nutzen. Das Haus ist damit barrierefrei. „Wir geben hier Kletterkurse. Und natürlich ist es dabei unser Ziel, dass mehr Menschen dem Verein beitreten“, sagt Gerd Weichynik. Die treffen dann auf das sehr breite Programm der NaturFreunde Bielefeld: Vorträge und Diskussionen zu Natur und Umwelt, Kanufahrten, Wanderungen, Skifreizeiten und vieles mehr. Wer Natur und Bewegung mag, ist bei den NaturFreunden Bielefeld richtig. Und wer gerne indoor bouldert, jetzt erst recht.
Ansgar Mönter
Neue Westfälische Bielefeld