Warum die NaturFreunde Braunschweig immer größer werden
„Wir haben so viele neue Mitglieder, dass wir mit der Verwaltung kaum noch hinterherkommen.“ Mit diesem Satz hat Oliver Ohm, Vorsitzender der NaturFreunde Braunschweig, die Teilnehmer*innen einer NaturFreunde-Regionalkonferenz schon beeindruckt. Denn das ist – vorsichtig ausgedrückt – nicht überall so. Haben die Braunschweiger vielleicht ein Geheimrezept?
Ein Quäntchen Glück, ...
„Wir haben das Glück, dass unser Naturfreundehaus Stadtheim Braunschweig (E 35) direkt am Südsee liegt – das ist ein schöner großer See im Süden der Stadt“, erzählt Oliver. „Das Haus ist deshalb auch nicht nur Vereinsheim für uns. Wir haben eigene Bootsstellplätze und konnten eine Segelschule für Mitglieder aufbauen, die inzwischen sehr beliebt ist.“
Der Südsee ist ein Naherholungsgebiet, das insbesondere für den Wassersport genutzt wird. Mit ihren Segelaktivitäten – von der Ausbildung über Ausflüge bis zu Sommercamps – ist die Ortsgruppe sehr gefragt. Die Angebote werden meist von der Naturfreundejugend organisiert, richte sich aber an Interessierte jeden Alters. Auch Nichtmitglieder sind herzlich eingeladen, einmal unverbindlich teilzunehmen.
Ein Konzept, das aufgeht: „Alleine die Segelscheinausbildungen bringen jährlich zahlreiche neue Mitglieder“, freut sich Oliver. „Auch werden viele Neumitglieder auf das Naturfreundehaus mit dem großen Veranstaltungssaal, dem Freibad, den Campingplätzen und dem Beachvolleyballfeld aufmerksam.“ So eine Infrastruktur ist natürlich ein Luxus, den kaum eine Ortsgruppe bieten kann. Doch die vielen neuen Mitglieder sind auch das Ergebnis steter Bemühungen.
... jede Menge Ideenreichtum ...
Oliver erklärt: „Durch aktive Vorstandsmitglieder und die Naturfreundejugend, besonders aber durch neue Vereinsmitglieder, haben wir viele neue Impulse bekommen, was wir verändern können. Und wir haben gemeinsam geschaut, wo wir mit unseren Angeboten Nischen bedienen können.“
Tatsächlich – ein Blick auf die Internetseite der Braunschweiger NaturFreunde verrät: Hier ist was los! Von speziellen Segelangeboten für Familien oder Kindern mit Sehbehinderungen über Lesungen und Yoga bis hin zu einem Bienenpfad entwickelten die Braunschweiger viele Ideen, die jeweils verschiedene Personengruppen mit unterschiedlichen Bedürfnissen ansprechen. Die Naturfreundejugend führt gemeinsam mit den Freidenkern Braunschweig jährlich eine Jugendweihe durch, an der jedes Mal etwa 60 Jugendliche teilnehmen.
Beachtlich ist auch die Arbeit mit jungen Geflüchteten, für die der Ortsgruppe der Integrationspreis des Landes Niedersachsen verliehen wurde. Daneben gibt es Angebote wie Stadtradeln, Aktionen zum 1. Mai oder Natur- und Umweltprojekte. Auch die Betreuung von sieben Gruppen in den Offenen Ganztagsschulen mit je 20 Grundschüler*innen kommt gut an und erreicht sowohl Kinder als auch Eltern.
... und Angebote für verschiedene Zielgruppen
Verständlicherweise wird eine Ortsgruppe fern eines Gewässers kaum den gleichen Weg gehen können. Doch die grundsätzliche Idee kann übernommen werden: Angebote für Familien oder Personengruppen mit besonderen Bedürfnissen können allerorts geschaffen werden und locken Interessierte an. Kooperationen mit anderen Vereinen oder Einrichtungen vor Ort bieten neue Möglichkeiten.
Wenn aus diesen Zusammenarbeiten gemeinsame Veranstaltungen hervorgehen und Angebote entwickelt werden, erreicht man dadurch einen größeren Personenkreis. Dann kann auch die Arbeit auf mehr Personen verteilt und die einzelnen Helfer*innen bei Aktivitäten entlastet werden, was mehr Freude für alle Beteiligten mit sich bringt und Nicht-Mitglieder motiviert, mitzumachen.
Es gilt die Besonderheiten jeden Ortes aufzuspüren und die Stärken der eigenen Ortsgruppe zu entdecken. Und – so zeigt auch das Braunschweiger Beispiel sehr deutlich – es ist wichtig, bei allen Aktionen die Naturfreundejugend nicht zu vergessen. Schließlich sind die NaturFreunde ein Verband für Jung und Alt und können nur durch gemeinsame Aktivitäten auch als solcher wahrgenommen werden.
Barbara Stocker
