Die Trave könnte es sich viel leichter machen: Von ihrem Quellteich in Gießelrade, einem ostholsteinischen 140-Seelen-Dorf mit Biogasanlage und Heuherberge, wären es kaum zehn Kilometer bis zur Ostsee. Doch dieser Wasserlauf, der am 19. März in Bad Oldesloe als Flusslandschaft der Jahre 2016/17 ausgerufen wurde, fließt zuerst landeinwärts, bevor er nach 124 Kilometern und einem großen Bogen durch Schleswig-Holstein, vorbei an Bad Segeberg und der Hansestadt Lübeck mit ihrem UNESCO-Weltkulturerbe, die Ostsee am Badeort Travemünde erreicht.
Die „Flusslandschaft des Jahres“, eine gemeinsame Kampagne der NaturFreunde Deutschlands und des Deutschen Angelfischerverbandes, will die Öffentlichkeit für die ökologische, ökonomische und soziokulturelle Bedeutung von Flüssen sensibilisieren. Die Trave zum Beispiel ist als zweitlängster Fluss Schleswig-Holsteins komplett unter Schutz gestellt. Die hiesige Landesregierung hat den gesamten Flusslauf einschließlich anliegender Naturschutzgebiete als sogenannte Flora-Fauna-Habitate (FFH) gemeldet und damit in das europäische Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 integriert.
Für den Naturschutz ist die Flusslandschaft Trave insbesondere durch ihre weiträumig miteinander verbundenen unterschiedlichen Lebensraumtypen interessant. Zum Beispiel kommen im Unterlauf der Trave das vom Aussterben bedrohte Meer- sowie das stark gefährdete Flussneunauge vor, stellenweise die streng geschützte Gemeine Flussmuschel, nachgewiesen wurde auch der ebenfalls streng geschützte Moorfrosch. Das gesamte Gewässersystem Trave – der Fluss entwässert 80 Seen und hat ein Einzugsgebiet von 2.676 Quadratkilometern – ist zudem Lebensraum des vom Aussterben bedrohten Fischotters.
Die NaturFreunde Schleswig-Holsteins haben in den Jahren 2016 und 2017 für den Schutz dieser großartigen Flusslandschaft geworben und deren Schönheit den Menschen nahegebracht. Im Fokus standen insbesondere Mitmachaktionen mit Schulen, Kitas und Jugendgruppen.
Wesentlich waren die Werbung für das Natura-2000-Programm, Umweltbildung mit dem Schwerpunkt Gewässerschutz, die Werbung für einen sanften Tourismus sowie die Begleitung der Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie. Auch die schleswig-holsteinischen NaturFreunde-Ortsgruppen haben einen Teil ihrer Aktivitäten um die Flußlandschaft organisiert. Dabei wurden das Naturfreundehaus Priwall (C 2) an der Travemündung ebenso eingebunden wie das „Umweltdetektiv-Projekt“ der NaturFreunde Lübeck.
Zudem wurden fünf neue Natura Trails an der Trave ausgewiesen. Diese Trails sind Tourenvorschläge der NaturFreunde, die das Bewusstsein für die Naturschätze „vor der Haustür“ schärfen wollen. Attraktive Faltblätter erklären ökologische und kulturelle Zusammenhänge, ergänzt um touristische Tipps – zum Beispiel Wanderkarten oder auch die Übernachtungsoption im Naturfreundehaus Priwall (C 2) direkt an der "Traveförde", der Pötenitzer Wiek.
Dr. Ina Walenda