Wie Wertschöpfungsketten solidarisch regionalisiert werden können
Deutschland exportiert knapp 50 Prozent der Erzeugnisse seiner Milchproduktion auf den europäischen und globalen Markt. Das hat nicht nur negative Auswirkungen auf Umwelt und Tierschutz, sondern auch auf bäuerliche Strukturen weltweit.
Dass es Alternativen zur Exportorientierung gibt, verdeutlicht das neue Factsheet "Global – Regional – alles egal? Die Wertschöpfungskette von Milch und Überlegungen zu einer solidarischen Regionalisierung", das Powershift gemeinsam mit den NaturFreunden Deutschlands, Attac Deutschland, der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft und dem Forum Umwelt und Entwicklung herausgebracht hat.
Solidarität als zentraler Anspruch
Globaler Handel ist schlecht für Umwelt, Klima und Menschenrechte. Das zeigt exemplarisch das Produkt Milch: Regenwald wird für Sojaplantagen abgeholzt, auf denen Tierfutter für europäische Kühe produziert wird. In Europa werden massenhaft Milchprodukte erzeugt, die im globalen Süden lokale Märkte zerstören. Die anhaltende COVID-19-Pandemie offenbart neue Dimensionen in dieser Problematik.
Dass es auch anders gehen kann, verdeutlichen die Autorinnen Nelly Grotefendt und Alessa Hartmann in dem neuen Factsheet. Sie analysieren, wie eine solidarische Regionalisierung am Beispiel des Produkts Milch aussehen könnte. Bei ihren Überlegungen stellen die Autorinnen das Wort "Solidarität" in den Mittelpunkt: Ihr Anliegen ist ein besseres Leben und bessere Umweltschutzbedingungen für alle Menschen weltweit – nicht nur in einem spezifischen Sektor. Mit der "solidarischen Regionalisierung" betonen sie zudem die Förderung einer sozial-ökologischen Transformation, von der insbesondere der globale Süden profitiert. Ihr Plädoyer: Handelspolitik muss weitergedacht werden. Dazu gehöre vor allem, die negativen Folgen der Produktion und des Transports von Gütern für beide Handelspartner einzubeziehen.