Seit dem 2. November ist Deutschland wieder im Teil-Lockdown und wird es wohl auch noch eine ganze Weile bleiben: Aufgrund der steigenden Corona-Infektionszahlen gelten erneut strenge Kontaktbeschränkungen, Gastronomie und Freizeiteinrichtungen mussten schließen, touristische Übernachtungen im Inland sind verboten. Für viele Naturfreundehäuser beginnt wieder ein Bangen um die Zukunft.
„Mit unseren Angeboten fördern wir seit 125 Jahren Solidarität und Verantwortung in der Gesellschaft. Wir ermöglichen auch Menschen mit niedrigem Einkommen Erholung, Bildung und Begegnungen in der Natur – unsere Naturfreundehäuser bieten dafür die Räume. Durch ihre erneute Schließung ist das Fortbestehen dieser Struktur gefährdet,“ so Harald Peschken, Bundesfachbereichsleiter Naturfreundehäuser der NaturFreunde Deutschlands.
Noch vor wenigen Wochen schien es, als wäre das Schlimmste überstanden: Nach und nach hatten Naturfreundehäuser wieder ihre Türen geöffnet, trauten sich vorsichtig an die Durchführung einzelner Veranstaltungen heran und nahmen unter strikter Einhaltung der Hygienevorgaben wieder Gäste auf. Doch mit der stark steigenden Zahl der Infektionen und den verschärften Maßnahmen zu deren Eindämmung ist der Hausbetrieb für die meisten Naturfreundehäuser unmöglich geworden. Wieder mussten viele Häuser schließen und wieder weiß niemand, wie lange die Einschränkungen anhalten werden.
Gut ging es den Häusern schon vor dem erneuten Lockdown nicht: Zwar durften die meisten Häuser seit Ende Mai wieder Gäste empfangen, doch vom Normalbetrieb waren sie weit entfernt. Die Hygienevorgaben erlaubten nur geringe Belegungen, die aber oft mehr Personal erforderten. Insbesondere viele der kleineren Naturfreundehäuser hatten gar nicht wieder geöffnet – der Betrieb lohnte sich nicht. „Wenn ich nur drei Zimmer belegen darf, brauche ich nicht aufzumachen“, beschrieb ein bayerischer Häuserverantwortlicher seine Lage.
Sicher ist, dass die entstandenen Verluste die Naturfreundehäuser lange und schwer belasten werden. Denn aufholen lassen sich die entgangenen Übernachtungen nicht. Eine Aussicht auf Lockerungen der Maßnahmen ist nicht in Sicht und so wird in den nächsten Monaten sicher keine Rückkehr zum Normalbetrieb möglich sein.
Immerhin profitieren einige Naturfreundehäuser vom „Zukunftsprogramm Jugend 2020“, das die Bundesregierung für gemeinnützige Unterkünfte in der Kinder- und Jugendarbeit aufgelegt hat. Dies ist auch ein Ergebnis unzähliger Gespräche, die die Bundesverbände der NaturFreunde und der Naturfreundejugend in den letzten Monaten mit Abgeordneten, Parteien, Fraktionsspitzen und Ministerien geführt haben. Über 60 Naturfreundehäuser mit Übernachtungsangebot, die die Antragsvoraussetzungen erfüllten, können sich dank dieser Zuschüsse eine Atempause verschaffen – eine Absicherung bedeuten sie gerade im Hinblick auf die noch bevorstehenden Wintermonate aber auch für diese Häuser nicht.
Den Naturfreundehäusern hilft in dieser Situation die Unterstützung jeder*s Einzelne*n: Wer kann, dem sei ans Herz gelegt, mit einer Spende vor Ort zu unterstützen.