Queen Elisabeth II. in Deutschland: Die Sehnsucht der Deutschen nach der Monarchie oder die Interessen der britischen Konservativen an neuen Privilegien in Europa

Zum Deutschlandbesuch von Queen Elisabeth II. erklärt Michael Müller, Bundesvorsitzender der NaturFreunde Deutschlands:

Königin Elisabeth II. ist drei Tage in Deutschland. Zum fünften Mal besucht sie unser Land - ein Staatsbesuch, herzlich willkommen. Irritierend ist jedoch, welche Sehnsüchte in der Dauerberichterstattung der Medien aufkommen, sehr irritierend sogar. Und welche unkritischen Deutungen die zahlreichen Adelsexperten (ist dies eigentlich ein anerkannter Beruf?) widerspruchslos machen. Sie können stundenlang über gespreizte Finger, angedeutete Hofknickse oder die Farbe der königlichen Mäntel palavern. Sie geben dieser Kunstwelt eine höhere Weihe, die kritisch hinterfragt werden muss. Das Fernsehen wurde gleichsam zur überlangen Berichterstattung à la Gala. Ist das der Bildungsauftrag der Fernsehanstalten?

Welchen Nachrichtenwert hat es, dass der Autositz der Königin in dem protzigen Bentley erhöht ist? Wen interessiert es, wie viele Hüte Elisabeth II. besitzt, welche Marmelade ihr kredenzt wird und wie lange der Tee gebrüht werden muss? Und warum soll es etwas Besonderes sein, dass man sich der Majestät nur nähern darf, wenn sie einen dazu auffordert? Das mögen großartige Meldungen in der Regenbogenpresse sein, aber sie sagen nichts aus über die Beziehungen zwischen demokratischen Staaten in einer kritischen Phase Europas. Schade, dass die „heute-show“ Sommerpause macht. Und noch etwas kommt zu kurz: Geht die Demokratie nicht von der Idee der Gleichheit aus?

England kann stolz sein auf seine Pionierrolle in der modernen Demokratie. Dennoch hat das Land eine Staatsform, deren Repräsentanz im Kern noch immer aus dem 19. Jahrhundert stammt. Was ist der politische Kern des Besuchs der Monarchin, deren Reden im konservativ geführten Außenministerium in London geschrieben werden? Dort wird derzeit ein Kurs verfolgt, der alles andere als klar und proeuropäisch ist.
Der Besuch hat einen Symbolwert, weil die Queen in einer schwierigen Phase unseres Kontinents nach Deutschland kommt. Großbritanniens Regierungspartei befindet sich auf einem antieuropäischen Schlingerkurs. Was ist das Ziel des Besuchs? Soll eine gute Stimmung verbreitet werden, um neue Privilegien für das Vereinigte Königreich herauszuholen?

Also: Nicht nur auf Hüte, Taschen, Kleider und Schuhe gucken, sondern vor allem darauf achten, was die britischen Konservativen in der EU wollen. David Cameron war nicht umsonst in Berlin dabei.
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