RESOLUTION > Klimaschutz: Unter 1,8 Grad Celsius Erderwärmung bleiben!

Ein Beschluss des 32. Bundeskongresses der NaturFreunde Deutschlands

Nach Auffassung der Vereinten Nationen ist die Kli­makrise die größte Herausforderung der Mensch­heit. UN-Generalsekretär António Guterres warnt: „Die Welt schafft es nicht, die Klimakrise in den Griff zu bekommen. Es ist Zeit für eine Supernova an Klimaanstrengungen, in jedem Land, in jeder Stadt, in jedem Sektor.“ Auch die NaturFreunde sind der Auffassung, dass der Schutz des Erdsystems ins Zent­rum politischer Anstrengungen gehört.

Viel Zeit wurde bereits verloren, um die heraufzie­hende Klimakatastrophe zu stoppen. Der erste Ret­tungsversuch, das Kyoto-Protokoll von 1997, ist ge­scheitert. Auch das Ziel der Pariser Klimakonferenz von 2015, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, ist schon deutlich verfehlt. Im letzten Jahr wurde eine Erhöhung in einer Monatsspitze um fast 1,7 Grad erreicht. Selbst eine Begrenzung auf 2 Grad wird nur noch sehr schwer zu erreichen sein. Unser Ziel ist es, die Erwärmung möglichst unter 1,8 Grad Celsius zu begrenzen, denn oberhalb dieses Wertes ist das Eintreten der ersten problematischen Kipp­punkte, die eine Beschleunigung und Unumkehrbarkeit eintreten lassen, zu befürchten. Die Klimakrise ist eine Menschheitsgefahr.

Mit ihr drohen erbitterte Verteilungskämpfe um die weniger werdenden Regionen eines verträglichen Le­bens auf der Erde und um die knapp werdenden Ressourcen unseres Planeten. Kriege um grüne Oasen des Wohlstands werden denkbar. Soll unser Erdsys­tem die Heimat der Menschheit bleiben, müssen die ökologischen Grenzen der Belastbarkeit des Erdsys­tems eingehalten werden. Das bedeutet: Entweder kommt es schnell zu einer Welt der Nachhaltigkeit oder ein Ende der menschlichen Zivilisation wird denkbar. Das Erdsystem wird eine Zukunft haben, aber in einer Form, die für den Menschen unverträg­lich ist.

Bei der Klimakrise geht es auch um den Frieden auf unserem Planeten – Frieden mit der Natur und Frie­den mit den Menschen. Das erfordert globale Solida­rität, Gemeinsame Sicherheit und Nachhaltigkeit, die drei großen Leitlinien der Vereinten Nationen. Sie verlangen weitaus mehr als nur wenige Korrek­turen am Bestehenden, stattdessen eine grundle­gende Stabilisierung durch die Verträglichkeit des menschlichen Lebens mit der Natur. Kurz: Die Kli­makrise muss zum Ausgangspunkt für die Neube­stimmung des gesellschaftlichen Fortschritts in glo­baler Verantwortung werden.

Um das Erdsystem für menschliches Leben zu schüt­zen, sind grundlegende Reformen für mehr Gerech­tigkeit, Demokratie, eine nachhaltige Entwicklung und Gemeinsame Sicherheit notwendig. Und alles muss als Einheit gesehen werden. Entscheidend für die Stabilisierung des Erd- und Klimasystems ist zu­dem das Streben nach Gemeinsamkeit – national, europäisch und global. Stattdessen sind regulatori­sche Maßnahmen wie zum Beispiel ein Tempolimit vorzuziehen.

Die Herausforderung der Großen Transformation, die heute vornehmlich von Marktprozessen vorangetrie­ben wird, muss sozial und ökologisch gestaltet werden. Sie darf nicht den Gesetzen der Gier, des Egoismus und der schnellen Verwertung überlassen werden. Eine „grüne Technokratie“ reicht ebenfalls nicht aus. Deren Lösungsansätze, die Ressourcen der Waren, Produkte und Fertigungsmethoden einer stetig stei­genden Bepreisung zu unterwerfen, würde ange­sichts der großen sozialen Ungleichheiten die Spal­tung der Gesellschaften vertiefen. Die Bepreisung steht nämlich vor einem unlösbaren Dilemma: Ent­weder müsste eine wirksame Klimabepreisung an­gesichts der Versäumnisse beim Klimaschutz so hoch sein, dass sie soziale Spaltungen vertieft. Oder sie wird so ausgeglichen, dass sie keine große Wir­kung mehr hat.

Entscheidend für den Klimaschutz sind folgende Ak­tivitäten:

Erstens muss der dauerhafte Schutz des Erdsystems für menschliches Leben auf eine innovative, ge­rechte und schnelle Weise bewahrt werden.

Zweitens muss der Klimaschutz zum Ausgangspunkt politischer und wirtschaftlicher Entscheidungen wer­den, also ins Zentrum der Gesellschaftspolitik rücken.

Drittens muss damit sofort und umfassend und da­her mit deutlich größeren Anstrengungen als bisher begonnen werden. Es wurde schon viel zu viel Zeit verloren!

Der Bundesvorstand der NaturFreunde wird aufge­fordert, in einem Informationspapier die grundlegen­den Fragen des Klimasystems und die Tragweite der Herausforderung aufzuzeigen. Ebenso soll die Rich­tung der NaturFreunde-Antworten aufgezeigt werden, nämlich den Weg grundlegender gesellschaftlicher Reformen für den Schutz der sozialen und natürli­chen Mitwelt zu beschreiben – gerecht, ökologisch und demokratisch.

Die NaturFreunde werden Bildungsveranstaltungen zum Themenkomplex durchführen und sich an Akti­onen zum Klimaschutz beteiligen.

Verabschiedet vom 32. Bundeskongress der NaturFreunde Deutschlands, der vom 25.–27. April 2025 in Kaiserslautern tagte.