Zertifizierte Produkte garantieren ökologische Standards bei ihrer Herstellung
Es gibt einige gute Wegweiser, die im Dschungel der Supermärkte den Pfad zum besseren Essen finden lassen: Neben gesetzlich vorgeschriebenen Kennzeichnungen und freiwilligen Angaben gibt es eine Fülle von guten Siegeln, Herkunftszeichen und Symbolen, die eine bessere Art der Lebensmittelerzeugung, etwa biologisch produzierte Produkte, ausweisen. Dafür gibt es erstens das staatliche Bio-Siegel (im Bild zweite Reihe, erstes Siegel von links). Das sechseckige Zeichen mit dem Schriftzug „Bio“ steht für die Kriterien der EG-Öko-Verordnung. Die Tierhaltung umfasst unter anderem Auslauf ins Freie, Strohhaltung, viel Tageslicht im Stall und das Füttern mit einheimischen Futtermitteln.
Anbauverbände
Die deutschen Bio-Verbände haben eigene, strengere Kriterien entwickelt, die deutlich über die Standards des EU-Bio-Siegels hinaus gehen. Ausgegeben werden die Siegel von Öko-Landbau-Verbänden wie Bioland, Demeter, Gäa, Biokreis, Neuland (5. bis 8. Siegel in Leserichtung) & Co. Zertifizierte Betriebe müssen komplett ökologisch arbeiten – einzelne Betriebszweige können nicht ausgenommen werden – und es werden wesentlich weniger Tiere je Hektar als beim EU-Siegel zugelassen. Das schont Tierwohl und Umwelt.
Gentechnik
Wer als Verbraucher*in Gentechnik in seinem oder ihrem Essen ausschließen will, kann sich auf ein einheitliches Logo ohne Gentechnik (oben ganz rechts) verlassen. Bei pflanzlichen Lebensmitteln dürfen genveränderte Bestandteile noch nicht einmal in Spuren enthalten sein. Käufer*innen dieser zertifizierten Produkte sorgen auch dafür, dass die industrielle Agrarwirtschaft sie nicht als Kund*innen findet, denn „normale“ Bauern oder Bäuerinnen nutzen das Zeug nicht.
Männliche Küken
Wer nicht möchte, dass Küken vom Schredder zermatscht werden, kaufe Eier der Bruderhahn Initiative Deutschland (erste Reihe, 2. Siegel von rechts). Zwar sind die Eier bis zu vier Cent teurer je Stück, dafür wird garantiert, dass die frisch geschlüpften Hähne nicht gleich umgebracht werden.
Tierwohl-Label
Umfragen haben ergeben, dass Kunden mehr Aufklärung über die Art und Weise der Tierhaltung erwarten. Deshalb will Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) ein Tierwohl-Label entwickeln. Masttiere ohne Auslauf? Jungschweine kastrieren ohne Betäubung? Die Ministerin erklärte: „Mit unserem Konsumverhalten entscheiden wir mit, welche Produkte auf dem Markt Bestand haben. Dazu müssen Verbraucher*innen aber auch erkennen können, was woher kommt und wie erzeugt wurde.“ Verbraucherschützer*innen fordern solch eine Kennzeichnung seit Jahren, etwa um Landwirt* innen, die fair mit ihren Tieren umgehen und hochwertige Lebensmittel produzieren, eine bessere Chance zu geben. Julia Klöckner muss sich des Vorwurfes erwehren, dass die Fleischlobby starken Einfluss auf die Ausgestaltung des Tierwohl-Labels genommen hat. Das Ergebnis soll im Herbst präsentiert werden.
Lebensmittel-Ampel
Streit gibt es auch über die Lebensmittel-Ampel (dritte Reihe, 3. Siegel von rechts): Auf den ersten Blick sollen Verbraucher*innen erkennen, ob zu viel Zucker oder Fett in einem Produkt ist – rot, gelb oder grün. In Großbritannien gibt es das seit Jahren, Ministerin Klöckner aber fürchtet „Verwirrung“ beim Verbraucher. Deshalb steht jetzt in Grammzahlen auf den Verpackungen, dass zu viel Süßstoff im Produkt ist. Die Lobby hat sich wieder einmal durchgesetzt.
Eckart Kuhlwein