Vier Fragen an NaturFreund Karl-Jürgen Prull

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In dem Beitrag „Jede Menge Gift – jetzt luftdicht verpackt“ berichtet Karl-Jürgen Prull über sehr hohe Werte der Nervengifte PCP und Lindan im Dachstuhl eines niedersächsischen Einfamilienhauses. Die Quelle: vor 55 Jahren aufgebrachte Holzschutzmittel. Das Problem: Diese Holzschutzmittel befinden sich in fünf bis sechs Millionen weiteren Häusern, die nun gedämmt und damit luftdicht verpackt werden. Karl-Jürgen Prull informierte für den NaturFreunde-Bundesfachbeirat Umweltschutz und Normung die Bundesregierung, Parteien, Behörden und Medien. Denn die Betroffenen müssen über die immensen Gefahren aufgeklärt werden und brauchen Unterstützung bei der Sanierung.

NATURFREUNDiN: Karl-Jürgen, was ist nach deiner Informationskampagne genau passiert?

Karl-Jürgen Prull: Grüne und Linke haben Anfragen an die Bundesregierung gestellt, Zeitungen haben berichtet, ein ZDF-Filmteam war für das Magazin WISO vor Ort, eines von der ARD hat sich angekündigt. Wir haben ja auch noch Dioxin gefunden, einen der giftigsten Stoffe, den die Menschheit jemals geschaffen hat. Die Dioxinwerte im Dachstuhl waren so hoch, dass die NATO-Grenzwerte für Kampfstoffe gerissen wurden.

NFiN: Was will die Bundesregierung tun?

KJP: Erst mal nichts. Für die Regierung hat das Umweltministerium geantwortet. Man habe keine Kenntnisse über Dioxine in Holzschutzmitteln und sehe keinen Handlungsbedarf, aber man könne ja lüften.

NFiN: Wie bitte, die wiegeln einfach ab?

KJP: Ja, da war ich doch auch sehr erstaunt. Erstens weist deren eigene Internetseite darauf hin, dass PCP häufig mit Dioxin verunreinigt ist. Die Antwort ist also falsch. Zweitens darf man bei solchen Dioxinwerten überhaupt nicht lüften, das verbietet die sogenannte „TA Luft“ des Bundes-Immissionsschutzgesetzes, die die Reinheit der Außenluft regelt. Eine entsprechende Regelung für die Reinheit der Innenluft gibt es übrigens gar nicht. Die Frage ist, warum taktiert das Umweltministerium?

NFiN: Wie geht es weiter?

KJP: Wir warten den WISO-Beitrag ab, der den medialen Aufklärungsdruck erhöhen wird. Bleiben die Behörden weiter untätig, plane ich eine Strafanzeige wegen unterlassener Gefahrenabwehr.

Dieses Interview ist zuerst erschienen in NATURFREUNDiN 4-2015.
Die Fragen stellte Samuel Lehmberg.