Neues Infokärtchen für die Systematische Schneedeckendiagnose

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Skibergsteiger und Variantenfahrer stehen immer wieder vor der Herausforderung, einen Einzelhang hinsichtlich der örtlichen Lawinengefahr zu beurteilen. Dabei hilft die im Jahr 1996 von der Lawinenwarnzentrale Bayern eingeführte Systematische Schneedeckendiagnose (SSD) nach Kronthaler und Zenke, die auch in der NaturFreunde-Trainer-Ausbildung gelehrt wird.

Dafür gibt es nun ein neu überarbeitetes Infokärtchen, an dem neben dem Verband deutscher Heeresbergführer (VdHBF), dem Verband deutscher Polizeiberg- und Skiführer (VdPBS) und dem Polizeipräsidium Oberbayern Süd auch die NaturFreunde Deutschlands mitgearbeitet haben. Es hilft, die Vorgehensweise am Einzelhang zu systematisieren, kann natürlich aber nicht eine solide Ausbildung in Bezug auf die systematische Schneedeckendiagnose ersetzen kann. Insofern ist das neu überarbeitete Infokärtchen in erster Linie für jene Personen gedacht, die mit der SSD-Methodik vertraut sind. 

„Ungünstigen“ Eigenschaften von Schwachschichten
Das Infokärtchen stellt Kriterien der Systematischen Schneedeckendiagnose dar, die sogenannten „ungünstigen“ Eigenschaften von Schwachschichten. Bei Schwachschichten mit diesen Kriterien kann es mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Lawinenauslösung kommen.

Mit dem „kleinen Blocktest“ werden dann eventuelle Schwachschichten in der Schneedecke gesucht und mit den „ungünstigen“ Eigenschaften verglichen. Je größer der Abstand zu den „ungünstigen“ Eigenschaften, desto weniger kritisch sind die Verhältnisse für den Skifahrer. Wird beim Blocktest keine Schwachschicht gefunden, ist eine Schneebrettauslösung unwahrscheinlich.

Ein besonderes Werkzeug des SSD-Infokärtchens ist die Interpretationshilfe, die bei der Einschätzung der Gefahrensituation hilft. Wird mit dem „kleinen Blocktest“ beim Ausstechen oder leichten Klopfen ein glatter Bruch erzeugt, ist die Wahrscheinlichkeit für eine Selbstauslösung von Lawinen beziehungsweise eine Auslösung bei geringer Zusatzbelastung groß.

Wird dagegen ein gestufter Bruch oder ein Bruch durch starkes Klopfen erzeugt, kann eine entsprechende Lawinenauslösung ausgeschlossen werden. Wird keine Schwachschicht gefunden oder ist eine Bruchauslösung durch starkes Klopfen und gestuft entstanden, so ist eine Lawinenauslösung unwahrscheinlich.

Ein einzelner Blocktest reicht oft nicht aus
Achtung: Bei der Einschätzung „Auslösung bei großer Zusatzbelastung“ und „Lawinenauslösung unwahrscheinlich“ reicht ein einzelner Blocktest nicht aus. Wie viele Tests notwendig sind, um das gefundene Ergebnis großflächig zu bestätigen, hängt unter anderm vom Gelände und vom Ausbildungsstand des Profilerstellers ab. Schließlich gibt die Interpretationshilfe Verhaltenshinweise, die bis zum Befahrensverzicht reichen.

Ein zweiter Schritt unter der Überschrift „Prozessdenken“ hilft bei der Beurteilung der Stabilität des gesamten Hanges. Denn das Ergebnis eines Schneedeckentestes auf den gesamten Hang zu übertragen, ist sowohl schwierig als auch zeitaufwendig. Die Frage der Großflächigkeit von Schwachschichten kann mit dem Wissen, welcher Prozess für deren Bildung notwendig war, zumeist beantwortet werden.

Findet man zum Beispiel mit dem „kleinen Blocktest“ eine markante Schicht aus eingeschneitem Oberflächenreif, so weiß man, dass für dessen Entstehung ein starkes Abstrahlen der Schneedecke vorausgehen musste. Dazu sind einige Tage und Nächte ohne Bewölkung nötig. In diesem Fall kann also mit großer Wahrscheinlichkeit angenommen werden, dass die Abstrahlung nicht nur im Bereich des Blocktestes, sondern im gesamten Hangbereich stattgefunden hat.

Ein dritter Schritt erlaubt schließlich die Beurteilung der Gesamtsituation, unter welcher Belastung es zu einer Lawinenauslösung kommen kann. Dieses neue SSD-Infokärtchen kann in der NaturFreunde-Bundesgeschäftsstelle von allen ausgebildeten Schneesportlern und Tourengehern bezogen werden.

Sepp Hümmer
Bundeslehrteam Bergsport

Download SSD-Infokärtchen: www.naturfreunde.de/sites/default/files/attachments/nfd_ssd-faltblatt.pdf

Kostenfrei bestellen
(durch ausgebildete NaturFreunde-Schneesportler und Tourengehern):

NaturFreunde-Bundesgeschäftsstelle
Eveline Steller
(030) 29 77 32 -63
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